Klaus Heller, Institut für Deutsche Sprache, Mannheim
Die Kultusminister und Ministerpräsidenten der Bundesländer
sind übereingekommen: Die deutsche Rechtschreibung wird
reformiert. In den deutschen Schulen wird die neue Orthographie
ab August 1998 gelehrt werden. Die alte Schreibung soll bis zum
Jahre 2005 als überholt, aber nicht als falsch gelten.
Die folgende Darstellung enthält die wichtigsten Informationen
über die bevorstehenden Änderungen.
A) Laut-Buchstaben-Zuordnungen
(einschließlich Fremdwortschreibung)
B) Getrennt- und Zusammenschreibung
C) Schreibung mit Bindestrich
D) Groß- und Kleinschreibung
E) Zeichensetzung
F) Worttrennung am Zeilenende
Der Gebrauch der Sprache - sei es mündlich, sei es
schriftlich - unterliegt bestimmten Normen wie andere menschliche
Tätigkeiten auch. Diese Normen dienen der Sicherung einer
reibungslosen Kommunikation; ihre Einhaltung liegt daher im
Interesse eines jeden Sprechenden und Schreibenden wie auch
Hörenden und Lesenden.
Im Laufe der Entwicklung haben sich für die geschriebene Sprache
strengere Maßstäbe herausgebildet als für die gesprochene. Das
hängt damit zusammen, daß Geschriebenes die Funktion hat,
sprachliche Äußerungen über längere Zeiträume und über
größere räumliche Distanzen hinweg bewahrbar zu machen. Unter
diesem Gesichtspunkt wird der Norm der Schreibung - der
Rechtschreibung - innerhalb der Sprachgemeinschaft ein besonderer
Wert zugemessen. Das führt häufig dazu, daß Sicherheit in der
Rechtschreibung übertriebenerweise zum Maßstab für die
Persönlichkeit des Schreibenden schlechthin genommen und höher
geschätzt wird als etwa logische Konsequenz oder stilistische
Qualitäten.
Die bis heute gültige amtliche Rechtschreibung datiert von 1901/1902. Sie wurde 1901 auf der 2. Orthographischen Konferenz in Berlin beschlossen, 1902 als Regelwerk veröffentlicht und in Deutschland in Form einer Rechtsverordnung amtlich. Die Schweiz und Österreich schlossen sich dieser Normierung an. Vorrangiges Ziel war damals, besonders im Interesse der Schule eine einheitliche Rechtschreibung für das ganze deutsche Sprachgebiet herzustellen. Nicht weiter verfolgt werden konnte das Anliegen, auch für Einfachheit der Rechtschreibung zu sorgen. Seit 1902 ist daher das Bemühen, die Rechtschreibung der deutschen Sprache zu reformieren, nicht erlahmt. Dies auch deshalb nicht, weil weitere Bearbeitungen, insbesondere in den zahlreichen Auflagen der Duden-Rechtschreibung, die Regelung von 1902 in vielen Bereichen unsystematisch aufgeschwellt, äußerst kompliziert und schwer erlernbar gemacht haben. Auch sind Änderungen im Schreibgebrauch seit 1901 zu berücksichtigen. Eine Vereinfachung durch Systematisierung ist daher längst überfällig; die veraltete Norm muß den heutigen Erfordernissen angepaßt werden.
Die neue Regelung wird die von 1902 und nachfolgende Ergänzungsverordnungen ersetzen. Wie das Regelwerk von 1901/1902 wird auch die neue amtliche Rechtschreibung verbindlich sein für diejenigen Institutionen, für die der Staat in dieser Hinsicht Regelungskompetenz besitzt. Das sind einerseits die Schulen und andererseits die Behörden. Darüber hinaus wird sie Vorbildcharakter für alle anderen Bereiche haben, in denen sich die Sprachteilhaber an einer möglichst allgemein gültigen Rechtschreibung orientieren möchten. Das gilt speziell für Druckereien, Verlage und Redaktionen, aber auch für Privatpersonen.
Die neue Regelung bemüht sich um eine behutsame Vereinfachung der Rechtschreibung. Sie erreicht das vor allem durch die Beseitigung von Ausnahmen und Besonderheiten. Sie weitet damit den Geltungsbereich der Grundregeln aus und erhöht so die Systematik. Die deutsche Rechtschreibung wird leichter erlernbar und einfacher handhabbar sein, ohne daß die Tradition der deutschen Schreibkultur beeinträchtigt wird. Die Lesbarkeit von Texten in der bisherigen Orthographie bleibt erhalten. Die Neuformulierung nach klaren, einheitlichen Gesichtspunkten macht die Regeln insgesamt verständlicher und durchsichtiger.
Der Neuregelungsvorschlag ist das Ergebnis jahrelanger wissenschaftlicher Zusammenarbeit von vier Arbeitsgruppen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und der weiteren Bearbeitung durch den Internationalen Arbeitskreis für Orthographie, der aus diesen Arbeitsgruppen hervorgegangen ist. 1992 hatte dieser wissenschaftliche Arbeitskreis seinen Vorschlag in Buchform vorgelegt (Deutsche Rechtschreibung. Vorschläge zu ihrer Neuregelung, Gunter Narr Verlag Tübingen). Hieraus entstand eine überarbeitete Fassung, die in wohlabgewogener Weise den Hinweisen Rechnung trägt, die sich aus der Diskussion mit Vertretern der Behörden und in der Öffentlichkeit ergeben hatten. Sie nahm in noch stärkerem Maße als die 1992 vorgelegte Fassung Rücksicht auf den Aspekt der politischen Vertretbarkeit und praktischen Durchsetzbarkeit. Diese Überarbeitung bildete die Verhandlungsgrundlage für die 3. Wiener Gespräche zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung im November 1994.
Mit der Wiener Konferenz haben nach 1986 und 1990 zum dritten Mal internationale Verhandlungen auf politischer Ebene über eine Reform der deutschen Orthographie stattgefunden. Auf Einladung des österreichischen Bundesministeriums für Unterricht und Kunst nahmen an den Beratungen vom 22. bis 24. November 1994 Delegationen aus Belgien, Deutschland, Dänemark, Italien/Südtirol, Liechtenstein, Luxemburg, Österreich, Rumänien, der Schweiz und Ungarn teil. Der Vorschlag erhielt die Zustimmung aller Teilnehmer der Konferenz. Er wurde als der am besten durchdachte und am sorgfältigsten abgewogene Vorschlag seit der Normierung der deutschen Orthographie im Jahre 1901 bezeichnet. Die Konferenz würdigte die sorgfältigen und umfangreichen wissenschaftlichen Arbeiten und empfahl den politischen Entscheidungsinstanzen, die Ergebnisse der Beratungen anzunehmen. Damit bestand seit fast hundert Jahren zum ersten Mal die reale Chance, die deutsche Rechtschreibung behutsam weiterzuentwickeln.
Nachdem eine in Wien benannte international besetzte
Redaktionsgruppe, der auch Fachbeamte angehörten, die
Beschlüsse von Wien in das Regelwerk eingearbeitet hatte und
insbesondere das Wörterverzeichnis fertiggestellt worden war,
konnte am 13. April 1995 die Vorlage für das amtliche Regelwerk
den zuständigen Behörden in Deutschland, in Österreich und in
der Schweiz übergeben werden. Um jedem Interessierten den
Einblick in das vollständige Regelwerk zu ermöglichen und
besonders allen, die sich - wie viele Verlage - auf die neue
Rechtschreibung einstellen mußten, eine längere
Vorbereitungszeit zu geben, veröffentlichte der Internationale
Arbeitskreis für Orthographie Anfang Juli 1995 die vollständige
Vorlage für das amtliche Regelwerk im Gunter Narr Verlag
Tübingen.
Dem großen Informationsbedürfnis der Bevölkerung
entgegenkommend, erschienen nach der ersten Auflage der
Sprachreport-Extraausgabe und der Broschüre des Dudenverlages
(beide noch im Dezember 1994) zahlreiche Nachdrucke dieser
Ausgaben sowie weitere Publikationen von Ebner/Fussy (ÖBV),
Zabel (Falken) und Heller (Klett).
Während die Regierungen Österreichs und der Schweiz dem
Neuregelungsvorschlag umgehend zustimmten, erhoben einzelne
deutsche Politiker Einspruch gegen einige veränderte
Wortschreibungen. Nach erneuten und zum Teil heftigen Debatten in
der Öffentlichkeit beauftragte die Kultusministerkonferenz Ende
September 1995 eine länderoffene Amtschefskommission damit, noch
bestehende Probleme für eine abschließende Beratung und
Entscheidung aufzubereiten. Diese Kommission hatte außerdem die
Beschlüsse der Ministerpräsidenten-konferenz vom 26./27.
Oktober 1995 zu berücksichtigen. Im Ergebnis dieser Beratungen
wurden einige veränderte Wortschreibungen zurückgenommen und
eine Verlängerung der vorgesehenen Fristen vorgeschlagen. Diese
Änderungen wurden daraufhin mit Österreich und mit der Schweiz
abgestimmt. Auf ihrer Plenarsitzung am 30. November und 1.
Dezember 1995 stimmten auch die Kultusminister Deutschlands
schließlich der Neuregelung der deutschen Rechtschreibung zu.
Dieser Beschluß wurde am 14. Dezember von der Konferenz der
Ministerpräsidenten gebilligt. Damit steht der Einführung der
Reform nichts mehr im Wege.
Das neue Regelwerk enthält neben einem Regelteil auch ein umfangreiches Wörterverzeichnis, einen Wörterteil. In diesem sind mit etwa 12.000 Beispielwörtern alle Stammschreibungen des gegenwärtigen Deutschen erfaßt, sofern sie nicht auf fachsprachliche, umgangssprachliche oder landschaftlich gebundene Wörter beschränkt sind. Eingearbeitet sind auch alle Schreibungen, die sich aus der Neuregelung ergeben.
Die folgenden Beispiele sollen die wichtigsten Änderungen illustrieren. Auskunft in jedem konkreten Fall vermag nur das Regelwerk insgesamt - mit seinem Regelteil und seinem Wörterteil - zu geben. In Kraft gesetzt werden die beschlossenen Änderungen mit der Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung von Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Einschneidende Maßnahmen, die das historisch gewachsene
Schriftbild der deutschen Sprache verändern würden, sind nicht
vorgesehen. Frühere Vorschläge sind oft eben daran gescheitert.
Die neue Regelung konzentriert sich darauf, Verstöße gegen das Stammprinzip
zu beseitigen. Sie verfolgt also das Ziel, die gleiche
Schreibung eines Wortstammes möglichst in allen Wörtern einer
Wortfamilie sicherzustellen. Entscheidend dabei ist, ob ein Wort
im heutigen Sprachgebrauch einer Wortfamilie zugeordnet wird oder
nicht.
Einzelfälle mit Umlautschreibung
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
behende | behände (zu Hand) |
belemmert | belämmert (heute zu Lamm) |
Bendel | Bändel (zu Band) |
Gemse | Gämse (zu Gans) |
Quentchen | Quäntchen (heute zu Quantum) |
schneuzen | schnäuzen (zu Schnauze, großschnäuzig) |
Stengel | Stängel (zu Stange) |
überschwenglich | überschwänglich (zu Überschwang) |
verbleuen | verbläuen (heute zu blau) |
aufwendig | aufwendig (zu aufwenden) oder aufwändig (zu Aufwand) |
Schenke | Schenke (zu ausschenken) oder Schänke (zu Ausschank) |
Wächte Schneewehe | Wechte (nicht zu wachen) |
aber weiterhin: Eltern (trotz alt)
Einzelfälle mit Verdopplung des
Konsonantenbuchstabens nach kurzem Vokal
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
Karamel | Karamell (zu Karamelle) |
numerieren | nummerieren (zu Nummer) |
plazieren (placieren) | platzieren (zu Platz) |
Stukkateur | Stuckateur (zu Stuck) |
Tolpatsch | Tollpatsch (heute zu toll) |
ss für ß nach kurzem Vokal
Zur Sicherstellung der gleichen Schreibung der Wortstämme wird
auch der Wechsel von ss zu ß nach kurzem Vokal
aufgehoben und konsequent ss geschrieben, also Wasser/wässerig/wässrig
oder müssen/er muss.
Hingegen bleibt ß in Wörtern wie Maß, Muße
und Straße erhalten und kennzeichnet nunmehr eindeutig
die Länge des vorausgehenden Vokals oder einen Doppellaut vor
stimmlosem s-Laut (draußen, beißen).
Die Konjunktion daß wird - entsprechend der allgemeinen
Regel, daß nach kurzem Vokal ss steht - dass geschrieben.
Damit bleibt die Unterscheidung gegenüber dem Artikel
beziehungsweise dem Relativpronomen das erhalten.
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
hassen - Haß | hassen - Hass |
küssen - Kuß | küssen - Kuss |
sie küßten sich | sie küssten sich |
lassen - er läßt | lassen - er lässt |
müssen - er muß | müssen - er muss |
Wasser - wässerig - wäßrig | Wasser - wässerig - wässrig |
daß | dass |
Erhalt der Stammschreibung in Zusammensetzungen
Wenn in Zusammensetzungen drei gleiche Konsonantenbuchstaben
zusammentreffen (Ballett + Truppe, Ballett + Tänzer),
werden stets alle geschrieben, also nicht nur wie bisher in
Fällen wie Balletttruppe, sondern auch in Fällen wie Balletttänzer
(heute Ballettänzer, bei Trennung jedoch Balletttänzer).
Die Schreibung mit Bindestrich ist immer möglich.
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
Flanellappen | Flanelllappen |
Flußsand | Flusssand |
Ballettänzer | Balletttänzer |
Stoffetzen | Stofffetzen |
usw. | (Wie jetzt schon Balletttruppe usw.) |
aber weiterhin dennoch, Drittel, Mittag |
Entsprechend bleibt auch bei der Endung -heit ein vorausgehendes h erhalten: Rohheit (zu roh), Zähheit (zu zäh) statt Roheit und Zäheit. Neben selbständig ist auch selbstständig (selbst + ständig) möglich.
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
Roheit | Rohheit (zu roh) |
Zäheit | Zähheit (zu zäh) |
Zierat | Zierrat (wie Vorrat) |
selbständig | Selbständig/selbstständig |
Systematisierung in Einzelfällen
Die Schreibung von bisher rauh und Känguruh wird
geändert zu rau (vgl. die Adjektive auf -au wie
blau, grau, genau, schlau) beziehungsweise zu Känguru (vgl.
andere fremdsprachige Tierbezeichnungen wie Emu, Gnu, Kakadu).
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
rauh | rau (wie grau, schlau usw.) |
Känguruh | Känguru (wie Gnu, Kakadu usw.) |
Entsprechend dem zugrundeliegenden Substantiv auf -anz oder -enz ist die Schreibung mit z (essenziell usw.) die Hauptform. Die bisherige Schreibung mit t (essentiell usw.) bleibt als Nebenform bestehen.
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
essentiell | essenziell (zu Essenz), auch essentiell |
Differential | Differenzial (zu Differenz), auch Differential |
Differentiell | Differenziell (zu Differenz), auch differentiell |
Potential | Potenzial (zu Potenz), auch Potential |
potentiell | potenziell (zu Potenz), auch potentiell) |
substantiell | substanziell (zu Substanz), auch substantiell |
Fremdwörter bereiten wegen ihrer fremden
Laut-Buchstaben-Zuordnungen oft besondere orthographische
Schwierigkeiten. Im Widerstreit stehen der Respekt vor der
fremden Sprache einerseits und die Loyalität gegenüber der
Muttersprache andererseits. Angleichungen in der Schreibung (und
in der Aussprache) haben seit jeher stattgefunden, betreffen im
Normalfall aber nur häufig gebrauchte Wörter des
Alltagswortschatzes.
Weitere Angleichungen kommen daher nur in Betracht und sollen in
der Regel nur dann vorgenommen werden, wenn eine Entwicklung
bereits angebahnt ist. So läßt sich beispielsweise die in den
Wortstämmen phon, phot und graph bereits vorhandene f-Schreibung
für ph auf weitere Beispiele ausdehnen. Auf eine
forcierte Angleichung über diese Wortstämme hinaus wird jedoch
verzichtet. Wörter wie Philosophie, Phänomen, Metapher
oder Sphäre sollen weiterhin wie bisher geschrieben
werden.
Ist eine integrierte Schreibung schon heute bei den meisten
Wörtern einer Gruppe vorhanden (etwa die Schreibung -ee statt
-é oder -ée: Allee, Komitee, Resümee
usw.), so wird diese für alle übrigen Wörter als zweite
zulässige Schreibung oder als bevorzugte Variante vorgeschlagen.
Das gilt auch für Wörter mit den Stämmen phon/fon,
phot/fot, graph/graf (heute schon: Fotografie, Grafik,
Mikrofon usw.).
Die Eindeutschung von Fremdwörtern ist zwar für jeden
gewöhnungsbedürftig, doch ist dieser Schritt sinnvoll, weil die
deutsche Sprache wie jede andere Sprache seit jeher das Bestreben
hat, sich Fremdes zu eigen zu machen. Im Verlaufe der
Sprachgeschichte sind auf diese Weise Tausende aus anderen
Sprachen übernommene Wörter zu heimischen Wörtern
(Lehnwörtern) geworden: Aus älterer Zeit gehören dazu etwa Esel,
kaufen, Kohl, Münze, pflanzen, Senf, Straße oder Tisch, aus
jüngerer Zeit beispielsweise Bluse, Bombe, Dekan, Mais, Muster,
Scheck, Streik oder Tasse. In der Regel tritt die
neue Schreibung als fakultative Nebenform zunächst neben die
bisherige Schreibung. Dieses Verhältnis kann sich mit wachsender
Vertrautheit auch allmählich umkehren, was vor allem bei
Alltagswörtern oft der Fall ist.
Die vorgeschlagenen Änderungen betreffen im einzelnen die
Gruppen, deren wesentliche Fälle im folgenden aufgeführt sind:
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
ai | ai oder ä |
Frigidaire | Frigidaire, auch Frigidär (als Warenzeichen Frigidaire) |
Necessaire | Necessaire, auch Nessessär (wie jetzt schon Mohär, Sekretär, Militär, Majonäse, Polonäse usw.) |
ph | ph oder f |
quadrophon | quadrophon, auch quadrofon |
Photometrie | Fotometrie, auch Photometrie |
Geographie | Geographie, auch Geografie |
Graphologe | Graphologe, auch Grafologe |
Orthographie | Orthographie, auch Orthografie |
Megaphon | Megaphon, auch Megafon (wie jetzt schon Mikrofon, Fotografie, Grafik usw.) |
Delphin | Delphin, auch Delfin (wie jetzt schon fantastisch) |
gh | gh oder g |
Joghurt | Joghurt, auch Jogurt |
Spaghettia | Spaghetti, auch Spaghetti (wie jetzt schon Getto, Finn-Dingi usw.) |
é oder ée | é/ée oder ee |
Bouclé | Bouclé auch Buklee |
Exposé | Exposee, auch Exposé |
Kommuniqué | Kommuniqué, auch Kommunikee |
Varieté | Varietee, auch Varieté |
Chicorée | Chicorée, auch Schikoree (wie jetzt schon Allee, Armee, Komitee, Resümee, Dragee, Haschee usw.) |
qu | k |
Kommuniqué | Kommuniqué, auch Kommunikee (wie jetzt schon Etikett, Likör usw.) |
ou | ou oder u |
Bouclé | Bouclé, auch Buklee (wie jetzt schon Nugat) |
ch | ch oder sch |
Ketchup | Ketschup, auch Ketchup |
Chicorée | Chicorée, auch Schikorée (wie jetzt schon Anschovis, Broschüre, Haschee, Retuschieren, Scheck, Sketsch, transchieren usw.) |
rh | rh oder r |
Katarrh | Katarrh, auch Katarr |
Myrrhe | Myrrhe, auch Myrre |
Hämorrhoiden | Hämorrhoiden, auch Hämorriden |
c | c oder ss |
Facette | Facette, auch Fassette |
Necessaire | Necessaire, auch Nessessär (wie jetzt schon Fassade, Fasson, Rasse, usw.) |
th | th oder t |
Panther | Panther, auch Panter |
Thunfisch | Thunfisch, auch Tunfisch |
Hinzu kommt als Einzelfall: Portemonnaie |
Portmonee, auch Portemonnaie |
B) Getrennt- und Zusammenschreibung
Im amtlichen Regelwerk von 1901/1902 war der Bereich der
Getrennt- und Zusammenschreibung nicht generell geregelt. Die im
Rechtschreib-Duden seit 1915 entwickelte und heute mit einer
Vielzahl von Sonderregelungen belastete Darstellung soll vor
allem dadurch überschaubarer gemacht werden, daß von der
Getrenntschreibung als dem Normalfall ausgegangen wird. An die
Stelle schwer handhabbarer inhaltlicher Kriterien
(Zusammenschreibung "wenn ein neuer Begriff entsteht"
oder "wenn die Bedeutung des Substantivs verblaßt
ist") sollen grammatische Proben (Erweiterbarkeit,
Steigerbarkeit usw.) treten. Die wichtigsten Vorschläge
betreffen die folgenden Gruppen:
Verbindungen wie Auto fahren/ich fahre Auto, (aber
bisher) radfahren/ich fahre Rad werden generell getrennt
geschrieben:
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
radfahren, aber Auto fahren | Rad fahren (wie Auto fahren) |
teppichklopfen/Teppich klopfen | Teppich klopfen |
haltmachen | Halt machen |
Die Unterscheidung von konkreter und übertragener Bedeutung als Kriterium für Getrenntschreibung (auf dem Stuhl sitzen bleiben) beziehungsweise Zusammenschreibung (in der Schule sitzenbleiben im Sinne von "nicht versetzt werden") wird aufgegeben, da dieses Kriterium schon bisher nicht funktioniert, wie die folgenden Beispiele zeigen: im Bett liegenbleiben (bisher zusammen trotz konkreter Bedeutung), mit seinem Plan baden gehen (bisher getrennt trotz übertragener Bedeutung "scheitern"). Gelten soll hier die konsequente Getrenntschreibung (bei geänderter Stellung ohnehin schon bisher: er blieb in der Schule sitzen). Aus dem Textzusammenhang heraus sind alle diese Fälle eindeutig zu verstehen.
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
sitzenbleiben (in der Schule) | sitzen bleiben |
aber sitzen bleiben (auf dem Stuhl) |
Eine Differenzierung der Schreibung nach inhaltlichen Kriterien wird zugunsten der Getrenntschreibung auch in Fällen wie den folgenden aufgegeben:
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
abwärtsgehen (schlechter werden) | abwärts gehen |
aber abwärts gehen (einen Weg) |
In den folgenden Fällen wird aus Gründen der Analogie zu bereits bestehenden Schreibungen getrennt geschrieben:
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
gefangennehmen, | gefangen nehmen |
aber getrennt schreiben | (wie getrennt schreiben) |
übrigbleiben, | übrig bleiben |
aber artig grüßen | (wie artig grüßen) |
Bereinigt wird die Regelung von Verbindungen wie aneinander/ auseinander/beieinander + Verb, und zwar durch generelle Getrennt-schreibung, die für viele, aber nicht für alle Einzelfälle schon bisher galt.
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
aneinanderfügen, | aneinander fügen |
aber aneinander denken | (wie aneinander denken) |
zueinanderfinden, | zueinander finden |
aber zueinander passen | (wie zueinander passen) |
Die Schreibung der Partizipformen richtet sich immer nach der Schreibung der Infinitivformen:
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
nahestehend | nahe stehend (weil nahe stehen) |
laubtragende/Laub tragende (Bäume) | Laub tragende (Bäume) (weil Laub tragen) |
Wie bereits so viele, wie viele wird jetzt auch so viel, wie viel geschrieben:
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
soviel, wieviel | so viel, wie viel |
aber so viele, wie viele | (wie so viele, wie viele) |
Hingegen werden alle Verbindungen mit irgend - wie bisher schon irgendwer und irgendwohin - zusammengeschrieben:
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
irgend etwas | irgendetwas |
irgend jemand | irgendjemand |
aber irgendwer, irgendwann | (wie irgendwer, irgendwann) |
C) Schreibung mit Bindestrich
Der Bindestrich eröffnet dem Schreibenden grundsätzlich die Möglichkeit, unübersichtliche Zusammenschreibungen zu gliedern; und er läßt es zu, graphisch bzw. syntaktisch nicht vereinbare Bestandteile als eine Einheit darzustellen (3/4-Takt, das In-den-Tag-hinein-Träumen usw.). Die neue Regelung soll vor allem Ungereimtheiten beseitigen. Zugleich will sie der Entscheidung des Schreibenden mehr Raum geben, durch die Verwendung des Bindestrichs seine Aussageabsicht zu verdeutlichen.
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
Ichform, Ichsucht, aber Ich-Laut | Ichform/Ich-Form, Ichsuch/Ich-Such, Ichlaut/Ich-Laut |
17jährig, 3tonner | 17-jährig, 3-Tonner |
2pfünder | 2-Pfünder |
4silbig, 100prozentig | 4-silbig, 100-prozentig |
Kaffee-Ersatz | Kaffeeersatz/Kaffee-Ersatz |
Zoo-Orchester | Zooorchester/Zoo-Orchester |
Balletttruppe | Balletttruppe/Ballett-Truppe |
Flußsand | Flussand/Fluss-Sand |
Für mehrgliedrige Anglizismen gelten die gleichen Regeln wie für einheimische Zusammensetzungen, d. h. grundsätzlich Zusammenschrei-bung, aber zulässige Schreibung mit Bindestrich, vor allem dann, wenn Unübersichtlichkeit befürchtet wird.
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
Hair-Stylist | Hairstylist/Hair-Stylist |
Job-sharing | Jobsharing/Job-Sharing |
Midlife-crisis | Midlifecrisis/Midlife-Crisis |
Sex-Appeal | Sexappeal/Sex-Appeal |
Shopping-Center | Shoppingcenter/Shopping-Center |
D) Groß- und Kleinschreibung
Da sich für die vom Internationalen Arbeitskreis für
Orthographie ursprünglich vorgeschlagene Kleinschreibung der
Substantive keine mehrheitliche Zustimmung finden ließ, wurde in
Wien über den Vorschlag einer modifizierten Großschreibung
entschieden. Ziel dieses Vorschlags ist es, die Großschreibung
der Substantive beizubehalten, besonders schwierige Bereiche der
Groß- und Kleinschreibung jedoch im Sinne einer besseren
Handhabung neu zu regeln. Im Gegensatz zu allen anderen Sprachen
dient die Großschreibung im Deutschen nicht nur der
Kennzeichnung von Satzanfängen, Eigennamen und Ausdrücken der
Ehrerbietung, sondern auch zur Markierung einer Wortart: der
Substantive.
Schwierigkeiten bei der Groß- und Kleinschreibung ergeben sich
vor allem daraus, daß einerseits Wörter aller
nichtsubstantivischen Wortarten im Text als Substantiv gebraucht
werden können und groß zu schreiben sind (das Laufen, das
Wenn und Aber, die Ewiggestrigen). In vielen Fällen ist
diese Substantivierung jedoch nur eine scheinbare, formale, so
daß nach der geltenden Regelung keine Großschreibung eintritt (im
voraus; es ist das beste, wenn ... ; im nachhinein; auf dem
trockenen sitzen "in finanzieller Verlegenheit sein"
usw.). Andererseits werden in einer Reihe von Fällen
ursprüngliche Substantive auch nichtsubstantivisch gebraucht
(heute abend, mittags, trotz seiner Krankheit) und entsprechend
klein geschrieben.
Die Änderungen zielen darauf ab, klare, wenn möglich formale
Kriterien für die Großschreibung zu gewinnen. Damit kommt dem
Artikelgebrauch entscheidende Bedeutung zu. Insgesamt führt das
zu einer leichten Vermehrung der Großschreibung.
So werden Substantive in Verbindung mit einer Präposition (wie auf
Grund, in Bezug, mit Bezug) oder einem Verb (z. B. Rad
fahren, Tennis spielen) generell groß geschrieben.
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
in bezug auf, aber mit Bezug auf | in Bezug auf (wie mit Bezug auf) |
radfahren, aber Auto fahren | Rad fahren (wie Auto fahren) |
Nur noch in Verbindung mit den Verben sein, bleiben und werden schreibt man Wörter wie Angst, Bange, Gram, Leid, Schuld und Pleite klein. (Mir wird angst. Sie sind schuld daran. Aber: Ich habe Angst. Sie hat Schuld daran.).
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
angst (und bange) machen, aber | Angst (und Bange) machen |
Angst haben | (wie Angst haben) |
schuld geben | Schuld geben |
pleite gehen | Pleite gehen (aber bange sein, gram bleiben, pleite werden) |
Groß geschrieben werden substantivierte Adjektive als Ordinalzahlen (z.B. der Erste und der Letzte, der Nächste, jeder Dritte), den Indefinitpronomen nahe stehende unbestimmte Zahladjektive (z.B. alles Übrige, nicht das Geringste) sowie Adjektive in festen Wortverbindungen (z.B. im Klaren, im Folgenden, im Nachhinein, des Näheren oder - bei Verwendung sowohl in wörtlicher als auch in übertragener Bedeutung - im Dunkeln tappen, im Trüben fischen).
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
der, die, das letzte | der, die, das Letzte |
der nächste, bitte | der Nächste, bitte |
alles übrige | alles Übrige |
nicht das geringste | nicht das Geringste |
im großen und ganzen | im Großen und Ganzen |
des näheren | des Näheren |
im allgemeinen | im Allgemeinen |
es ist das beste (=am besten), wenn... | das Beste |
auf dem trockenen sitzen (in finanzieller Verlegenheit sein) | auf dem Trockenen sitzen |
den kürzeren ziehen (Nachteile haben) | den Kürzeren ziehen |
Bezeichnungen für Tageszeiten sollen groß geschrieben werden, wenn sie in Verbindung mit heute, (vor)gestern oder (über)morgen stehen: heute Mittag, gestern Abend, vorgestern Morgen. - Als substantivische Zusammensetzung gilt die Verbindung von Wochentag und Tageszeit: am Sonntagabend (dazu das Adverb sonntagabends).
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
heute mittag | heute Mittag |
gestern abend | gestern Abend |
am Sonntag abend | am Sonntagabend |
Sonntag abends | sonntagabends |
Groß geschrieben werden Farb- und Sprachbezeichnungen in Verbindung mit Präpositionen (z. B. in Rot, bei Grün; auf Englisch, in Deutsch).
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
auf deutsch | auf Deutsch |
aber bei Grün | (wie bei Grün) |
Groß geschrieben werden Paarformeln mit nicht deklinierten Adjektiven zur Bezeichnung von Personen (z. B. Arm und Reich, Jung und Alt, Groß und Klein).
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
groß und klein | Groß und Klein |
jung und alt, aber Arm und Reich | Jung und Alt (wie Arm und Reich) |
Bei Superlativen mit aufs ist Großschreibung (aufs Beste, aufs Herzlichste) oder Kleinschreibung möglich (aufs beste, aufs herzlichste).
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
aufs beste | aufs beste/aufs Beste |
aufs herzlichste | aufs herzlichste/aufs Herzlichste |
Bei festen Fügungen aus Adjektiv und Substantiv wird das Adjektiv generell klein geschrieben (z. B. das schwarze Brett, die erste Hilfe, der weiße Tod). Großschreibung tritt jedoch ein, wenn es sich um Eigennamen, d. h. um singuläre Benennungen handelt (z. B. der Stille Ozean). Auch Titel (z. B. Regierender Bürgermeister), klassifizierende Bezeichnungen in der Biologie (z. B. Roter Milan), besondere Kalendertage (z. B. Heiliger Abend) und historische Ereignisse (z. B. der Westfälische Friede) werden groß geschrieben.
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
das Schwarze Brett | das schwarze Brett |
der Weiße Tod | der weiße Tod |
die Erste Hilfe | die erste Hilfe |
Ableitungen von Personennamen, wie z.B. ohmsch, werden generell klein geschrieben, d. h. auch, wenn die persönliche Leistung gemeint ist: das ohmsche Gesetz. Groß wird ein Name geschrieben, wenn seine Grundform betont werden soll. Dann wird die Endung mit einem Apostroph abgesetzt: die Grimm'schen Märchen.
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
das Ohmsche Gesetz, aber der ohmsche Widerstand | das ohmsche Gesetz (wie der ohmsche Widerstand) |
Klein geschrieben werden die vertraulichen Anredepronomen du und ihr mit ihren zugehörigen Formen, während Sie und Ihr als Höflichkeitsanreden samt ihren flektierten Formen weiterhin groß zu schreiben sind.
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
Du, Dein, Dir usw. | du, dein, dir usw. |
Ihr, Euer, Euch usw. (in der vertraulichen Anrede) | ihr, euer, euch usw. |
Auch der Bereich der Zeichensetzung war im amtlichen Regelwerk
von 1901/1902 nicht geregelt. Gegenüber der bisherigen
Duden-Regelung gibt es Vereinfachungen beim Komma vor und und
oder sowie in Verbindung mit Infinitiv- und Partizipgruppen. Dem
Schreibenden wird hier größere Freiheit eingeräumt. Dadurch
hat er mehr Möglichkeiten, dem Lesenden die Gliederung zu
verdeutlichen und das Verstehen zu erleichtern.
Mit und und oder verbundene Hauptsätze müssen nicht mehr durch
ein Komma getrennt werden.
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
Der Schnee schmolz dahin, und bald ließen sich die ersten Blumen sehen, und die Vögel stimmten ihr Lied an. | Der Schnee schmolz dahin und bald ließen sich die ersten Blumen sehen und die Vögel stimmten ihr Lied an. |
Bei Infinitiv- oder Partizipgruppen wird ein Komma nur noch
gesetzt, wenn sie durch eine hinweisende Wortgruppe angekündigt
(1) oder wieder aufgenommen werden (2) oder wenn sie aus der
üblichen Satzstruktur herausfallen (3):
(1) Darüber, bald zu einem Erfolg zu kommen, dachte sie
lange nach.
(2) Bald zu einem Erfolg zu kommen, das war ihr sehnlichster
Wunsch.
(3) Sie, um bald zu einem Erfolg zu kommen, schritt alsbald zur
Tat.
Zweckmäßig ist es, ein Komma zu setzen, wenn dadurch die
Gliederung des Satzes verdeutlicht wird oder ein Mißverständnis
ausgeschlossen werden kann: Sie begegnete ihrem Trainer(,)
und dessen Mannschaft mußte lange auf ihn warten. Ich rate(,)
ihm(,) zu helfen.
Alle anderen Regeln für die Zeichensetzung bei diesen Gruppen
entfallen.
F) Worttrennung am Zeilenende
Bei der Trennung der Wörter wird die heutige Regel, st stets ungetrennt zu lassen ("Trenne nie st, denn es tut ihm weh!"), aufgehoben. Wörter wie Wes-te, Kas-ten werden so getrennt wie bisher schon Wes-pe oder Kas-ko.
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
We-ste | Wes-te |
Ka-sten | Kas-ten |
Mu-ster | Mus-ter |
Weiterhin wird das ck (Zucker) bei der Worttrennung nicht mehr durch kk ersetzt (bisher Zuk-ker). Im Sinne der Beibehaltung der Stammschreibung bleibt ck erhalten und kommt geschlossen auf die nächste Zeile, also Zu-cker (ähnlich wie bei la-chen und wa-schen).
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
Zuk-ker | Zu-cker |
lek-ken | le-cken |
Bak-ke | Ba-cke |
Für Fremdwörter gelten neben den bisher vorgeschriebenen Trennungen, die der Herkunftssprache Rechnung tragen (Chir-urg, Si-gnal, Päd-agoge, par-allel, Heliko-pter), nun auch die für heimische Wörter geltenden Trennregeln: Chi-rurg (wie Si-rup), Sig-nal (wie leug-nen), Pä-dagogik (wie ba-den), pa-rallel (wie Pa-rade), Helikop-ter (wie op-tisch).
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
Chir-urg | Chir-urg/Chi-rurg |
Si-gnal | Si-gnal/Sig-nal |
Päd-agogik | Päd-agogik/Pä-dagogik |
par-allel | par-allel/pa-rallel |
Heliko-pter | Heliko-pter/Helikop-ter |
Die Regelung, nach der ein einzelner Vokalbuchstabe am Wortanfang nicht abgetrennt werden darf, wird aufgehoben.
Alte Schreibung | Neue Schreibung |
Ufer (untrennbar) | U-fer |
Ofen (untrennbar) | O-fen |
Lesehemmende Trennungen (Seeu-fer, Altbauer-haltung) sollte man vermeiden.
Zunächst war vorgesehen, Ende 1995 ein zwischenstaatliches Abkommen zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz zu unterzeichnen und mit der Einführung der neuen Rechtschreibung in die Schulen 1997 zu beginnen. Im Ergebnis der politischen Beratungen in Deutschland sind diese Termine inzwischen korrigiert worden. Mit der Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung von Deutschland, Österreich und der Schweiz ist im Frühjahr 1996 zu rechnen. Weitere interessierte Länder, in denen Deutsch von einer Minderheit gesprochen wird, sind eingeladen, dem Abkommen beizutreten. Erst mit Beginn des Schuljahres 1998/99 soll ausschließlich die neue Rechtschreibung in den Schulen gelehrt werden. Auch die Übergangszeit ist verlängert worden. Danach wird die bisherige Schreibung bis zum Ende des Schuljahres 2004/05 wohl als überholt, jedoch nicht als falsch gelten.
Die Verlängerung der Übergangszeit soll es ermöglichen, die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung ohne besondere Kosten umzusetzen. Damit können Schulbücher im normalen Rhythmus erneuert werden. Mit Ausnahme von Sprachlehrbüchern soll die neue Orthographie erst bei Neusatz Berücksichtigung finden. Auch sind bereits gedruckte Formulare ganz normal aufzubrauchen.
Die neue Regelung soll möglichst lange Bestand haben. Häufige Änderungen der Norm würden zu ständigen Verunsicherungen in der Sprachgemeinschaft führen. Allerdings wird es unausweichlich sein, gelegentlich Korrekturen vorzunehmen, sei es, um neuen Entwicklungen gerecht zu werden, oder sei es, um in Einzelfällen auch überholte Schreibungen (etwa bei Varianten) zu streichen. Derartige Anpassungen, die bisher - nicht selten uneinheitlich - von den Rechtschreibwörterbüchern vorgenommen worden sind, sollen künftig von einer Zwischenstaatlichen Kommission für die deutsche Rechtschreibung durchgeführt werden. Sie wird ihren Sitz entsprechend dem Beschluß der Kultusminister der Bundesländer (KMK) vom 30.11./1.12.1995 am Institut für deutsche Sprache in Mannheim haben, das schon bisher die Bemühungen um die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung koordiniert hat.
- Der Text der Sprachreport Extraausgabe vom Dezember 1994 ist
in aktualisierter und erweiterter Form als Broschüre des
Bertelsmann Lexikon Verlages herausgekommen: Klaus Heller: Reform
der deutschen Rechtschreibung. Die Neuregelung auf einen Blick.
1995. ISBN 3-577-10582-8. Preis DM 5,-
- Zur gleichen Zeit brachte der Dudenverlag eine Broschüre
heraus: Informationen zur neuen deutschen Rechtschreibung. 1994.
ISBN 3-411-06131-6. Preis DM 5,-
- Der Text des gesamten künftigen Regelwerkes ist im Gunter Narr
Verlag Tübingen erschienen und im Buchhandel erhältlich. Er
bedarf in Deutschland noch der politischen Legitimierung:
Deutsche Rechtschreibung. Regeln und Wörterverzeichnis. Vorlage
für die amtliche Regelung. Herausgegeben vom Internationalen
Arbeitskreis für Orthographie. 270 Seiten. 1995. ISBN
3-8233-5250-4. Preis DM 34,80,-
- Der Klett Schulbuchverlag hat eine Publikation vorgelegt, die
ein Verzeichnis aller von der Neuregelung betroffenen Wörter (in
Gegenüberstellung mit der bisherigen Schreibung) enthält: Klaus
Heller: Rechtschreibung 2000. Die Reform auf einen Blick:
Wörterliste der geänderten Schreibungen. 1995. ISBN
3-12-320660-2.Preis DM 12,80,-
- Empfehlenswert ist auch das im Klett Schulbuchverlag
erschienene Buch: Wolfgang Mentrup: Wo liegt eigentlich der
Fehler? Zur Rechtschreibreform und zu ihren Hintergründen. 1993.
ISBN 3-12-311260-8. Preis DM 33,-
- Die Gesellschaft für deutsche Sprache (Wiesbaden) zeichnet
verantwortlich für eine Veröffentlichung von Hermann Zabel im
Falken Verlag: Die neue deutsche Rechtschreibung. 1995. ISBN
3-8068-3301-X. Preis: DM 14,90,-
- In Österreich erschienen ist Jakob Ebner / Herbert Fussy:
Rechtschreibung neu. Eine Einführung in die neue Ortografie.
ÖBV Pädagogischer Verlag, Wien. 1995. ISBN 3-215-11997-8.
- Im Frühjahr 1996 sind die folgenden beiden Taschenbücher von
Hertha Beuschel-Menze und Frohmut Menze bei Rowohlt erschienen:
So schreibt man das jetzt! Die neue Rechtschreibung. rororo
Sachbuch Nr. 60172. 1996. ISBN 3-89111-074-X. Preis: DM 5,00,-
und Die neue Rechtschreibung. Wörter und Regeln leicht gelernt.
rororo Sachbuch Nr. 60171. 1996. ISBN 3-89111-084-7. Preis: DM
9,90,-